
Die bAV im Wandel
Die betriebliche Altersversorgung (bAV) steht vor einem Wandel. Oft als „heilige Kuh“ bezeichnet, wird die bAV ungern angepasst, denn Mitarbeitende vermuten dahinter oft reine Kostensparmaßnahmen ihres Arbeitgebers und eine klare Verschlechterung für sich selbst.
In Zeiten demografischer Veränderungen und eines sich anpassenden Rentensystems bieten modernisierte bAV-Modelle jedoch neue Chancen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Ein Thema, das gut kommuniziert sein will.
Zukunft der Rente: Herausforderungen konstruktiv gestalten
Die traditionelle Altersvorsorge steht vor Herausforderungen, doch dies eröffnet auch Möglichkeiten für zukunftsweisende Lösungen. Kapitalmarktorientierte bAV-Modelle rücken in den Fokus und bieten eine vielversprechende Alternative. Sie ermöglichen es Unternehmen, ihren Mitarbeitenden attraktive Vorsorgeoptionen anzubieten und gleichzeitig die Chancen der Kapitalmärkte zu nutzen. Das gibt auch den Unternehmen mehr finanztechnische Spielräume. Dafür sind nach einer jüngst veröffentlichten Betrachtung von Willis Towers Watson¹ weitergehende Reformen notwendig, die vor allem die Politik in die Wege leiten muss. Auf diese Weise kann ein gesetzlicher Rahmen geschaffen werden, der Chancen und Risiken gleichermaßen im Blick hat.
Ausgestaltung der bAV: Was Mitarbeiter wirklich wollen
Die betriebliche Altersversorgung gewinnt als wichtiger Baustein der Altersvorsorge zunehmend an Bedeutung. Laut der letzten Ausgabe des Comp&Ben Magazins 2025² ist sie für viele Beschäftigte sogar der wichtigste Weg, um für den Ruhestand zu sparen. Doch die Erwartungen an die bAV haben sich gewandelt.
Mitarbeitende wünschen sich vor allem Inflationsschutz, Sicherheit ihrer Guthaben und flexible Auswahlmöglichkeiten. Unternehmen reagieren darauf mit renditestärkeren bAV-Angeboten, die oft mit abgesenkten Garantien einhergehen. Eine aktuelle Studie³ zeigt, dass Mitarbeitende zunehmend bereit sind, für bessere Renditechancen auf Garantien zu verzichten.
Kapitalmarktorientierte bAV: Renditechancen und Risiken im Blick
Kapitalmarktorientierte bAV-Modelle bieten die Chance auf höhere Renditen, da sie stärker in Aktien und andere Wertpapiere investieren.
Für die Belegschaft ergeben sich daraus mögliche zusätzliche Gewinne und auch aus Unternehmensperspektive entstehen Spielräume in der Finanzplanung, die für strategische Aufgaben genutzt werden können.
Allerdings sind diese Systeme auch stärkeren Marktschwankungen ausgesetzt und müssen in ihrer Chancen-Risiko-Abwägung sorgfältig durchgeplant werden.
Hier eine Einordnung von Vorteilen und Risiken, die abgesichert werden müssen:
Chancen
- Höhere Renditechancen: Durch die Investition in den Kapitalmarkt können langfristig höhere Renditen erzielt werden als bei klassischen, konservativen Modellen.
- Flexibilität: Viele kapitalmarktorientierte bAV-Modelle bieten flexible Auszahlungsoptionen, wie Einmalkapital, Ratenzahlung oder lebenslange Rente.
- Inflationsausgleich: Die Chance auf höhere Renditen kann helfen, den Kaufkraftverlust durch Inflation auszugleichen.
Risiken
- Marktschwankungen: Die Wertentwicklung der Anlagen folgt den Fluktuationen des Marktes und kann daher schwanken.
- Reduzierte Garantien: Um höhere Renditen zu ermöglichen, werden oft die Garantien reduziert. Hier muss eine ausgewogene Risikobewertung durchgeführt werden.
- Komplexität: Die Funktionsweise kapitalmarktorientierter bAV-Modelle kann komplex sein. Das Finanzwissen der Mitarbeitenden sollte daher gefördert werden.
Sicherheit geht vor: So schützen Unternehmen bAV-Guthaben
Trotz der Kapitalmarktorientierung können und müssen Unternehmen dem Bedürfnis nach Sicherheit der Mitarbeitenden entsprechen, denn sie ist ein zentrales Anliegen jeder bAV. Eine ausgewogene Modellgestaltung und entsprechende Instrumente gewährleisten die Sicherung der bAV-Guthaben:
- Geschützte Durchführungswege: Direktversicherungen und Pensionskassen bieten einen hohen Schutz, da sie unabhängig von der finanziellen Situation des Arbeitgebers sind. Diese Wege können wirtschaftlich betrachtet nicht unbedingt für das Unternehmen und den Arbeitnehmer gleichermaßen vorteilhaft sein, weil z. B. der Arbeitgeber keine Kontrolle über die Beitragshöhen der Pensionskassen hat.
- Insolvenzschutz: Durch den Pensions-Sicherungs-Verein (PSVaG) sind die Ansprüche der Arbeitnehmer im Falle einer Insolvenz des Arbeitgebers abgesichert.
- Transparente Kommunikation: Klare und offene Kommunikation über die Funktionsweise und Risiken der bAV schafft Vertrauen.
Damit die Einführung gelingt: Mit offener und klarer Information Vertrauen schaffen
Der Schlüssel zum Erfolg kapitalmarktorientierter bAV-Modelle liegt in einer für alle zugänglichen und verständlichen Kommunikation. Unternehmen sollten ihre Mitarbeitenden – möglichst nach Erreichbarkeit und Wissensständen segmentiert sowie ggfls. zeitlich und örtlich passend zu ihrem Arbeitsalltag und in einfacher Sprache –, umfassend informieren und ihnen die Möglichkeit geben, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dabei ist es wichtig, auch die Unternehmensperspektive nachvollziehbar zu kommunizieren: Welche Vorteile bietet eine kapitalmarktorientierte bAV dem Unternehmen? Wenn die Beweggründe für die Einführung eines neuen Systems oder auch für ein Angebot zur Umstellung der eigenen bAV für die Arbeitnehmer verständlich kommuziert werden, kann das die unternehmerische Mit-Verantwortung der Mitarbeitenden stärken. Deshalb ist finanzielle Bildung (Financial Education) ein wichtiger Aspekt moderner interner Kommunikation. Sie befähigt zu wohlinformierten Entscheidungen und stärkt gleichzeitig die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden. Folgende Kommunikationskanäle haben sich in diesem Kontext bewährt:
Konkrete Kommunikationsmaßnahmen
- Interaktive Informationsplattform: Eine benutzerfreundliche Intranetseite, Webseite oder App, die individuelle bAV-Optionen, Rentenrechner und Szenario-Simulationen bietet.
- Zielgruppenspezifische Schulungen und Sprechstunden: Informationsmeetings und Schulungen für verschiedene Mitarbeitergruppen, die auf deren spezifische Bedürfnisse und Kenntnisse zugeschnitten sind. Sprechstunden für individuelle Rückfragen.
- Multimediales Kommunikationspaket: Erklärvideos, Infografiken und Newsletter, die die Vorteile und Funktionsweise der neuen bAV-Angebote verständlich erklären – auch für Neueintritte im Onboarding.
- Betriebsrat: Sofern ein Betriebsrat vorhanden ist, ist es hilfreich, wenn dieser die Maßnahmen unterstützt und im Interesse der Mitarbeitenden über Chancen und Risiken informiert.
Kapitalmarktorientierte bAV – Chance in einer sich wandelnden Arbeitswelt
Die kapitalmarktorientierte bAV ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer zukunftsfähigen und leistungsstarken betrieblichen Altersversorgung für Mitarbeitende, die sowohl den Bedürfnissen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als auch den Anforderungen einer sich wandelnden Arbeitswelt gerecht wird.
Diese Modelle sind mehr als nur ein Trend – sie sind unserer Meinung nach eine mögliche Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit. Mit der richtigen Strategie, professioneller authentischer Kommunikation und einem starken Engagement können Unternehmen die Vorteile dieser Modelle nutzen und ihren Mitarbeitenden eine attraktive und sichere Altersvorsorge bieten Mit einer gut durchdachten bAV als Benefit können sich Unternehmen als attraktiver und verantwortungsvoller Arbeitgeber am Arbeitsmarkt im Wettbewerb um die besten Talente besser präsentieren.
Wenn ihr plant, eure betriebliche Altersversorgung auf ein neues System umzustellen: Sprecht uns gerne an. Auf unserer Projektseite findet ihr einige Beispiele, wie wir unsere Kunden erfolgreich im Management und bei der Kommunikation von bAV-Projekten unterstützen konnten. Eine kleine Begriffsklärung findet ihr auch in unserem Glossar in Folge 3 – Betriebliche Altersversorgung.
Quellen:
1 Willis Towers Watson Die Zukunft der Rentenpolitik 2025
2 Comp&Ben Magazin Januar 2025 Was Mitarbeiter von der bAV erwarten
3 Willis Towers Watson Global Benefits Attitudes 2024
- Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am
KONTAKT AUFNEHMEN
Möchtet ihr mehr Informationen zu diesem oder einem anderen Thema? Dann kontaktiert uns jetzt.
Wir führen People-Projekte kommunikativ zum Erfolg.

Ihre Ansprechpartnerin
- simone[@]unequity.com
- +49 (0) 174 / 310 78 27
- Simone Schmitt-Schillig