Financial Wellbeing – Ein Zwischenresümee zum neuen Benefittrend.
In unseren bisherigen Wissen & Fakten Blogeinträgen haben wir verschiedene Aspekte des aufkommenden Benefittrends „Financial Wellbeing“ beleuchtet.
Mit dem Grundgedanken – finanzielles Wohlbefinden in Form von finanzieller Sicherheit sowie Kontrolle der privaten Geldsituation – haben wir uns dem angloamerikanischen HR-Trend genähert und ihn in seiner bisherigen Entwicklung analysiert. Nach diesem Trend gilt es, als Arbeitgeber allgemeines und damit auch finanzielles Wohlbefinden bei den Mitarbeitern durch unterschiedliche Angebote zu fördern. Es wurde zudem deutlich, dass finanzielles Wohlbefinden nun den Sprung vom rein Privaten in die Arbeitgeberwelt vollzogen hat. Während viele Unternehmen in den letzten Jahren Programme für das allgemeine mentale Wohlbefinden Ihrer Mitarbeiter etabliert haben – Stichwort: Work-Life-Balance –, gibt es im Bereich Financial Wellbeing immer noch wenig, bis gar keine Angebote seitens der Arbeitgeber (Quelle: Close Brothers). Dabei existieren verschiedene komplexe, aber auch einfach zu integrierende Formate und Werkzeuge, sog. Financial Benefits, die dem Mitarbeiter helfen können finanzielles Wohlbefinden zu erlangen (siehe: Wissen & Fakten II).
Nach diesen Erkenntnissen stellen wir uns nochmal die Frage:
Wieso bietet gerade Financial Wellbeing eine große Chance für eine erfolgreiche, ganzheitliche HR-Strategie?
Wie im letzten Wissen & Fakten III Blogbeitrag beschrieben, hat finanzieller Stress große Auswirkungen auf das individuelle Wohlbefinden und auf die persönliche Stresssituation. Stress beeinträchtigt die Arbeitsleistung und hat insofern direkten Einfluss auf die Gesamtleistung und Produktivität des Unternehmens. Daher sind Financial Wellbeing Angebote ein adäquates Mittel um das Wohlbefinden der Mitarbeiter und damit ein Stück weit die Produktivität des eigenen Unternehmens, zu sichern.
Betrachtet man Financial Wellbeing in einem noch umfassenderen Kontext, bedeutet es die Schaffung von finanzieller Absicherung für Menschen. Dass die Schere zwischen Arm und Reich wächst, wird immer präsenter. Diese Ungleichverteilung besteht weltweit, auch in Deutschland. So ist in Deutschland mittlerweile mehr als jeder 10. über 18 Jahre überschuldet und die Rate steigt. Genannte Gründe sind vor allem, neben Ereignissen, wie Arbeitslosigkeit, Trennung oder Krankheit, eine unwirtschaftliche Haushaltführung. Auch die Anzahl an Rentnern die Kredite aufnehmen müssen steigt, was auf eine mangelnde private Altersvorsorge hindeutet (Quelle: Statistisches Bundesamt). Eine erst kürzlich veröffentlichte globale OECD Studie zeigt, dass sich Deutsche im Bereich Rentenvorsorge, nicht ausreichend durch den Staat unterstützt fühlen. Zudem werden finanzielle Schwierigkeiten als drittgrößter Risikofaktor und Zukunftssorge genannt (Quelle: OECD 2018).
Es scheint beim Thema Financial Wellbeing an grundlegenden Kenntnissen zu fehlen: Wie lerne ich zu sparen? Was sind meine Ein- und Ausgaben? Wieviel kann ich ausgeben und wie kann ich jetzt schon – vor allem angesichts der demokratischen Entwicklung – für mein Alter vorsorgen? Gerade bei diesen „Basics“ fehlt vielen Menschen das Know-How und Wissen.
In einer aktuellen Studie, die in UK erforschte welche Finanzbereiche Mitarbeitern noch große Probleme bereiten, wurde deutlich, dass sich gerade einmal 23% der Menschen ihrer finanziellen Lage in Form eines Finanzplanes oder einer Übersicht bewusst sind. In den Grundlagen zu finanziellem Wohlbefinden, z.B. im Budgetieren und Planen der eigenen Finanzen, stellte die Studie die größten Wissenslücken fest (Quelle: Close Brothers).
Aufgrund dessen verfolgen wir als Unequity die Mission, dass sich Arbeitgeber die Frage stellen: „Wieso nicht als Unternehmen dafür sorgen, dass Mitarbeiter finanzielles Know-How erlangen?“ Es gibt zahlreiche Möglichkeiten die Arbeitgeber etablieren können, um dieses Bewusstsein und Wissen zu schulen. Bereits mit Hilfe einfacher Mittel, wie beispielsweise über interessant aufbereiteten Content in den für Mitarbeiter zugänglichen Medien oder über Seminare oder angebotene Budgetierungstools, lässt sich Financial Wellbeing im Unternehmen etablieren.
Financial Wellbeing in der Unternehmenskultur zu verankern, bedeutet Verantwortung zu übernehmen und sich darum zu kümmern, dass mehr Mitarbeiter finanziell gut gestellt sind, sich weniger verschulden, ihre Finanzen im Blick haben und vielleicht sogar klug investieren.
Zudem steigt die Anzahl der Unternehmen, die sich der „Driven-by-Purpose“ Ära anschließen, da die jüngeren Generationen immer mehr nach Arbeitgebern suchen, die einen „Sinn“ oder einen größeren Zweck verfolgen. Der Sinn der individuellen Arbeit ist mittlerweile ein essentieller Teil im Bereich Neue Arbeitswelten. Unternehmen, darunter auch Größen wie Google, Starbucks oder Lego, widmen sich etwas Höherem, etwas mit Sinn als Teil ihrer erfolgreichen Unternehmensstrategie. Wieso also nicht als Unternehmen, als Teil des Versprechens an Mitarbeiter, dafür sorgen, dass zunehmend mehr Menschen finanziell abgesichert sind und damit auch dem Sinn „mehr Wohlstand für mehr Menschen“ nachgehen? Das Thema Financial Wellbeing bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich nachhaltig um das finanzielle Wohlbefinden und damit die finanzielle Existenz ihrer Mitarbeiter zu kümmern, das allgemeine Wohlbefinden Ihrer Mitarbeiter und die eigene Unternehmensproduktivität zu fördern und nicht zuletzt auch einen neuen Impuls in Richtung eines größeren Sinns zu setzen.
Finanzielles Wohlbefinden (Financial Wellbeing) als strategisches HR-Tool ist nicht nur ein vielversprechender Trend. Gerade unter dem Aspekt ganzheitlicher HR-Strategien, die das Gesamtwohl der eigenen Mitarbeiter als Ziel verfolgen, birgt Financial Wellbeing, bzw. konkrete Financial Benefits, große Chancen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Im deutschen Markt befindet sich Financial Wellbeing allerdings noch in den Kinderschuhen. Um die Brisanz des Themas zu verdeutlichen, wird Unequity in den kommenden Wochen mit Experten aus dem Bereich HR, Compensation & Benefits sowie Finanzen in den Dialog treten, sich professionelle Meinungen und Prognosen einholen. Es bleibt spannend!
Quellen:
The Financial Wellbeing Index, Close Brother 2019
Statistisches Bundesamt; DIW Berlin, 2018
Risks that Matter Survey, OECD, 2018
Immer mehr Millionäre in Deutschland, FAZ, 2017
Financial Wellbeing Employee View Report, CIPD 2017
Driven by Purpose: Eine neue Ära, Zukunftsinstitut 2016
- Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am