Experten-Interview – Financial Wellbeing

Rewards-Expertin Yvonne Prang im Interview.

In den Experten-Interviews sprechen wir mit Spezialisten aus verschiedenen Bereichen unseres Netzwerks und holen uns Meinungen und Prognosen zu dem Benefittrend „Financial Wellbeing“ ein. Aus 30 Fragen, die uns umfassende Antworten lieferten, veröffentlichen wir im Blogformat die interessantesten drei pro Interview. In diesem Beitrag sprechen wir mit der Rewards-Expertin Yvonne Prang.

Yvonne Prang ist Senior Director Rewards bei McDonald’s Corporation in München. Aufgrund ihrer globalen Position hat Frau Prang (YP) als Expertin ein umfangreiches Wissen über Benefits und den Trend „Financial Wellbeing“ in verschiedenen Märkten weltweit: „Es gibt vor allem kein one size fits all“.

Yvonne Prang

Es gibt vor allem kein "one size fits all"

Frau Prang, denken Sie, dass im Bereich der grundlegenden finanziellen Kenntnisse bei Mitarbeitern in Deutschland Nachholbedarf besteht?
YP: Ja, ich denke schon. Spannend ist doch, dass in anderen Ländern das Thema ganz anders behandelt wird. Es gibt zwar z.B. in Bayern „Wirtschaft“ als Schulfach, aber das Thema „Finanzen“ wird hier nicht wirklich behandelt. In anderen Ländern ist das Thema financial education in der Schule integriert.  Ich halte das für wichtig, um Menschen lebensfähig zu machen.

In Deutschland hat zudem Finanzberatung einen seltsam negativen Beigeschmack. Finanzberater werden als gerne als Betrüger dargestellt. Ganz anders in den USA, hier hat fast jeder einen Financial Advisor, undes gibt auch eine ausgeprägte Investitions- und Aktienkultur.

Wurde über Angebote rund um „Financial Wellbeing“ bereits nachgedacht oder ist es in Planung sich näher mit dem Thema zu befassen?

YP: Wir entwickeln momentan eine globale Strategie zu „wellbeing“ allgemein,  nachdem wir unsere Mitarbeiter zu ihren
Präferenzen im Bereich Compensation & Benefits befragt haben. Dann schauen wir, was für den einzelnen Markt passt.

Wo wollen wir mehr tun? Wo wollen wir Dinge bewegen? Wo passt Financial Education? Wir richten unsere Benefits mit Hilfe der Befragungen zielgruppenspezifisch aus – je nach Land, Mitarbeitergruppen und dem lokalen Umfeld. Dabei realisieren wir erst einmal Quick Wins, kümmern uns dann um Low Hanging Fruits und nähern uns den schwierigeren Themen mit dem richtigen Augenmaß.

Gerade im Bereich von Comp&Ben ist es wichtig, dass man Daten nutzt, Muster erkennt und seine Mitarbeiter und ihre Bedürfnisse versteht. Es gibt vor allem kein One Size fits all – es braucht genügend Flexibilität und Wahlmöglichkeiten, damit für jeden Bedarf das passende dabei ist.

Glauben Sie persönlich, dass Mitarbeiter sich Unterstützung seitens des Arbeitgebers im Bereich „Financial Wellbeing“ wünschen?
YP: Ich denke das ist grundsätzlich sehr kulturabhängig. In Deutschland ist das Thema Finanzen sehr privat im Gegensatz zu anderen Ländern. Zudem gibt es weitere Faktoren die hier entscheidend sind, z.B. die vorherrschende Unternehmenskultur: Eher offene Unternehmenskulturen wie man sie im Startup-Umfeld  findet – und manchmal sehr klassische deutsche Firmenkulturen, die eher konservativ geprägt sind.

Insofern sollte man differenzieren, wie transparent man als Unternehmen mit dem Thema umgehen will.  Es gibt hier natürlich schon Entwicklungen hin zu z.B. Wunschgehälter in der „Berliner Startup-Welt“.

Aus meiner Sicht ziehen bestimmte Unternehmen auch bestimmte Mitarbeiter an. In einem sehr klassischen Großkonzern sehe ich keine große Chance für Financial Wellbeing, da wird Gehalt und was ich damit mache als eine sehr private Sache angesehen in der der Arbeitgeber erst einmal gar nichts verloren hat. Vielleicht sollte man Financial Wellbeing eher als gesellschaftliche Aufgabe des Arbeitgebers positionieren. Der Arbeitgeber kann zum Beispiel einen Zugang zu guter finanzieller Beratung schaffen und das Thema „Finanzen und Beratung“ aus der „Schmuddelecke“ herausholen. Denkbar wäre, dass beispielsweise der Arbeitgeber einen Anteil der Kosten für die Beratungsleistung übernimmt, aber auf jeden Fall den Zugang zu einer qualitativ hohen Dienstleistung in einem für den Mitarbeiter sicheren Umfeld gewährleistet.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Frau Prang für ihre Zeit und das spannende Interview. Das Interview führten Bettina Bruhn und Francesca Morar (beide Unequity GmbH). 

Wenn Sie auch Teil der Analyse des Benefittrends „Financial Wellbeing“ werden wollen, dann nehmen Sie an unserer Online-Umfrage teil oder kontaktieren uns direkt unter info@unequity.com.